Gestern fuhr ich von Blairfields Camping Richtung Westen. Ich hatte mein Navi auf kürzeste Route eingestellt, was wie ich leider erfahren musste, nicht die beste Idee gewesen ist. Es führte mich durch sehr kleine enge Strassen an Bauernhöfen etc. vorbei, welche zwar spannend gewesen sind zu befahren, jedoch ein absoluter Zeitfresser war. Also musste ich das Ding auf kürzere Zeit umstellen und siehe da, ich befand mich auch gleich wieder im Kreisverkehr der A40. Das Gute daran , es ging schneller voran, das Schlechte jedoch, man kommt nur selten, fast gar nicht durch kleine Städte und sieht nichts. Der beste Satz um es zu umschreiben lautet: Pest oder Kolera.
Naja, jedenfalls kam ich dann doch noch mal durch ein kleines Städtchen, nachdem ich mich verfahren hatte, Namens Llandeilo hindurch und fand ein Café, wo ich mir das erste englische Frühstück gönnte…. um 13.00 Uhr! Als ich draußen noch an meiner Zigarette und meinem Käffchen nuckelte, kam eine Motoradfahrerin angefahren und setzte sich kurz zu mir auf einen kurzen Smalltalk. Nix besonderes, das Übliche: Woher kommst Du, wohin gehst Du?
In St. David’s angekommen, suchte ich den Campingplatz Calfair Bay auf. Dieser liegt direkt an der Küste und bietet ein wundervolles Panorama, wenn man den richtigen Platz zugewiesen bekommt.
Überrascht hat mich dann noch die kleine Kathedrale in St. David’s, welche von aussen und innen größer wirkte als ich gedacht habe. Sehr schön.
Nach den Anstrengungen und Aufregungen der letzten Tage und dadurch bedingt, das mir der Campingplatz Briarfields zwischen Gloucester und Cheltenhem so gut gefällt, habe ich beschlossen für einen Tag hierzubleiben und mich kulinarischen Genüssen hinzugeben, welche ich mir aus dem Supermarkt geholt habe. Da ich etwas übertrieben habe mit den Einkäufen, muss ich zusehen, das ich das Zeug schnell in mich reinfuttere. Zum mitnehmen fehlt mir einfach der Platz.
Ich nutze auch gleich mal die Gelegenheit, um Planung und Ausrüstung zu überprüfen. Angefangen damit, das ich die Unterlegplane heute morgen unter mein Zelt gelegt und dabei auch gleich mal allen Unrat aus dem Gleichen entfernt habe. Den Vitaminmangel der letzten drei Tage konnte ich mittels einem leckeren Obstsalat entgegenwirken und blicke nun etwas zufriedener Richtung der kommenden Tage.
Für das abendliche Program kam mir Netflix zu Hilfe. In der Waschküche meines Domizils habe ich einen exquisiten WLAN Empfang und konnte mir gleich erstmal 2 Filme downloaden. Somit kommt heute keine Langeweile auf. Mist, hab das Popcorn vergessen :-/
Für morgen habe ich geplant, mir ein paar Ortschaften und Burgen anzusehen. Als Ziel des morgigen Tages wurde das kleine Städtchen St.Davids ausgewählt, welches die westlichste Stadt von Wales sein soll und nur Stadt heißen darf, weil sie eine Kathedrale besitzt. Na mal sehen.
Günther hatte mir gestern noch einen Tipp bzgl. Campingplätzen empfohlen, welche er standartmäßig immer anfährt. Er verwendet wohl immer den ACSI Campingführer. Ich habe dann heute mal etwas geforscht und siehe da, es gibt ’ne App. Für 1,99€ habe ich mir dann die Karte mit den Campingplätzen für GB und Irland runtergeladen. Somit sollte es jetzt eigentlich keine Probleme mehr bei der Campingplatzsuche geben.
Ich bin gestern erst sehr spät vom Campingplatz in Lydd weggekommen, da der Manager sich leider nicht blicken ließ, um mir mein Geld abzuknöpfen. Irgendwann kamen zwei Leutchen vom Staff Team, die zwar versuchten mir weiterzuhelfen und wie irre rumtelefonierten, aber irgendwie auch nicht weiterkamen. Nach einer Stunde haben wir es dann aufgegeben und ich hinterließ meine Kontaktdaten, damit sie mir ihre Bankverbindung schicken können und fuhr los.
Es ging südlich von London in Richtung Reading über die A… sowieso und war nach 2 Std nicht einmal 100 km weit gefahren. Ständig kam ich in kleinere Staus, welche sich vornehmlich an den Kreisverkehren bildeten. In einem dieser Staus klingelte dann mein Handy am Lenker. Mein Helmkommunikator bekam aber keine Verbindung, also fuhr ich kurz auf den Bürgersteig nahm den Helm ab und sah, das es der Campingplatz in Lydd war. Ich rief zurück und es meldete sich eine nette Dame am anderen Ende. Wir besprachen die weitere Vorgehensweise und plötzlich fing hinter mir etwas an in englischer Manie zu meckern. Ein alter Opa, der die Luftschlacht um London miterlebt haben muss, brummelte mich voll, das ich seinen Bürgersteig zu verlassen habe. Ich, immer noch am telefonieren, forderte ihn auf, um das Motorrad herumzugehen, aber wie so alte Sturköppe halt manchmal sind, wurde er bockig und meckerte um so mehr.
In höflicher berliner Weise machte ich ihm dann klar, das er mich am Ar… lecken kann und telefonierte weiter. Das hat geholfen ?.
Nach besagten 100km, platzte mir dann nochmal der besagte Ar…! Ich schaltete die Autobahnvermeidung meines Navi ab und war schwupps auf dem Highway in Richtung Gloucester unterwegs. Endlich kam ich voran und fand dann auch sofort meinen ausgewählten Campingplatz >Briarfields Touring Park< für die Nacht.
An der Rezeption sagte man mir, das es einen großen Supermarkt der Marke ASDA um die Ecke gebe. Also stiefelte ich los um mich einzudecken. B&Q war dann aber das Erste was ich sah und da dieser Laden von aussen aussah wie ein OBI Baumarkt ging ich hinein und juhu, es war ein Baumarkt. Endlich konnte ich mir eine Unterlegplane für das Zelt kaufen, welche ich zu Hause vergessen hatte!
Ein Stück weiter weiter war dann ASDA und ich bekam hier einen Gürtel, den hatte ich nämlich ebenfalls vergessen!
Zurück auf dem Platz, stellte sich heraus, das meine Nachbarn ebenfalls Deutsche sind und einer von beiden sogar preussische Wurzeln hat. Gudrun und Günther, sind ein älteres Ehepaar, aber noch Topfit. Günther hatte mein Nummernschild gesehen und setzte sich zu mir auf ein Bier am Zelt. Er erzählte mir, das er auch aus Berlin kommt, jedoch vor über 30 Jahren in die Schweiz gegangen ist, wo die Beiden heute noch leben. Abends sind wir dann in ihren Caravan gegangen und liessen den Abend bei einem Glas leckeren Rotwein und lustigen Geschichten des Lebens ausklingen. Sehr nett!
Romane würden wie folgt beginnen: „Unendlich zieht sich das Asphaltband unter dem gummirotierenden Reifen seiner GS dahin, bis er endlich das Schild mit der Aufschrift ‚Car Ferry‘ wahrgenommen hat.“
Mein Roman beginnt mit den ehrlichen Worten: Autobahn ist Kacke! Insbesondere die in Belgien. Potthässlich, zusammengeflickt und langweilig. War ich froh als ich das hinter mir lassen konnte und das Schild mit der Aufschrift ‚Car Ferry‘ bei Dunkirk gelesen habe. Da ich keine Eintrittskarte besaß, musste ich dann auch erstmal ins Terminal. Zwei Dinge überraschten mich dann auch gleich:
1. der Typ hinter der Scheibe konnte Deutsch
2. die Fähre ging eine Stunde später
Und so schippere ich derzeit über den Ärmelkanal und hoffe, das der polnische Matrose der mein Bike sicherte, sich nicht ganz dämlich dabei angestellt hat.
Endlich auf der Insel angekommen, nahm ich mein Bike in die Hand und wir fuhren hinaus in das Unbekannte… der Linksverkehr! Alle paar Sekunden sagte ich zu mir, das ich Links denken muss und das klappte eigentlich auch sehr gut, ausser das eine Mal als ich rechts abbog und im Gegenverkehr landete. Es kam aber kein Auto, daher nicht so tragisch. Tragisch hingegen war die Suche nach einer Schlafgelegenheit. Scheinbar muss man hier die Campingplätze vor 5 pm anfahren, da sonst geschlossen, oder die Rezeption nicht besetzt ist. Westlich von Dover in der Nähe von Lydd, bin ich dann endlich fündig geworden. Nun überlege ich, morgen weiterzufahren, oder einen Tag Pause zum aklimatisieren einzulegen.
Ich bin anscheinend überhaupt nichts mehr gewöhnt. Gerade einmal 450 km in 6 Std., also mit vielen Pausen dazwischen, und trotzdem brennt mir der Hintern.
Was gibt es sonst zu berichten? Autobahn ohne Ende. Außer das eine Mal an dem ich ein Nickerchen gemacht und die Ausfahrt nach Osnabrück verpeilt habe. Naja, so habe ich wenigstens mal das schöne Städtchen Bad Oeynhausen kennengelernt. Positiv denken, Positiv denken!!!!
Am Ende dieses ereignisreichen Tages, landete ich dann in unmittelbarer Nähe von Bad Bentheim, kurz vor der holländischen Grenze, und genieße meinen ersten Campground auf dieser Reise: Camping Am Berg. Meiner Meinung nach: Empfehlenswert! Geführt wird er von einem niederländischen Paar. Die Gäste sind eher im oberen Altersbereich, daher liegt die Anwesenheit von Kindern eher bei Null. Die Schlussfolge daraus lautet: Ruhe und Frieden!!! Ich liebe Kinder… wirklich! Vor allem dann, wenn ich sie wieder zurückgeben kann ?.
Aber zurück zum Campingplatz! Gepflegt mit einer kleinen Gaststätte und einfacher, leckerer Küche. Nix dolles, aber wenn man mit einem Loch im Bauch ohne grosses Frühstück hier ankommt, schmeckt einem eh alles. Ne, im Ernst, war lecker!
Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus.OKNein