Italien – Spring 2009

Die Route:


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Die Sonne brennt sich in unsere Haut nachdem wir unseren ersten Ruhetag am felsigen Strand von San Vito io Capo auf Sizilien geniessen und die Fahrerei der letzten Woche Revue passieren lassen. Unsere Hintern danken es uns.

Seitdem wir aus Bozen losgefahren sind waren wir ausnahmslos jeden Tag unterwegs um unseren naiven Zeitplan von 3 1/2 Wochen einzuhalten. Bereits am ersten Tag zweifelten wir daran unsere Routenplanung einhalten zu können und wären wahrscheinlich in Richtung Westalpen gefahren. Nur die bereits gebuchte Fähre von Civitavecchia nach Palermo hinderte uns daran.

Den ersten Stopp legten wir in Manerba del Garda ein. Dort wurde unsere Koch- und Campingausrüstung erstmalig auf die Probe gestellt und für gut befunden. Aber um nicht ganz vom Fleisch zu fallen gingen wir am Abend noch in das Hauseigene Restaurant des Campingplatzes „del Zocco“ essen. Wir aßen, wie soll´s anders sein, Pizza aus dem Steinofen und ich kann sagen, das sie eine der Besten war die ich jemals verköstigen durfte.

Über Parma fuhren wir am nächsten Tag in Richtung Cinque Terra und blieben über Nacht in Levanto. Ein typisch italienisches Städtchen mit einer Menge Tourismus umgeben von einer wunderschönen Landschaft. Leider auch sündhaft teuer.Tourismus halt.

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Tags darauf ging es entlang der Küste und über Pisa (Nein wir haben den schiefen Turm nicht fotografiert) nach Volterra, Toskana. Volterra ist eine im mittelalterlichen Stil erhaltene Kleinstadt, die auf einem Hügel errichtet wurde. Von hier aus hat man an bestimmten Punkten eine herrliche Aussicht über die gesamte Landschaft. Geschafft von 3 Tagen Fahrerei, Zeltauf- und Zeltabbau, sowie Kochen – Putzen und und und, vielen wir bereits gegen 20h tot ins Bett unseres ersten Hotelzimmers. Halt echte Globetrotter!

Schon am nächsten Morgen ging es, naja ich sollte wohl besser sagen: es sollte gehen, über Massa Maritima und Grosseto nach Talamone. Uns erwartete ein gepflegter Campingplatz an der Mittelmeerküste und ich freute mich schon riesig darauf endlich ins Wasser hüpfen zu können. Leider erwartete uns ein völlig verdreckter Küstenabschnitt mit einer noch viel kleineren Stadt in der nichts geöffnet hatte. Also verbrachten wir noch einen Tag gelangweilt auf einem Campingplatz der ausser Badekappenpflicht nichts weiter zu  bieten hatte.

In Civitavecchia erwartete uns die Fähre nach Palermo. Nach ca. 1h Wartezeit im Hafen sollte es ans einchecken gehen. Leider hatte die Infotante am Hafeneingang uns zwar gesagt wo die Fähre vor Anker liegt, allerdings vergessen uns mitzuteilen, das wir unsere Boardkarten mittels unseres Buchungsbeleges am Terminal erst noch abholen müssen. Also kam zu meiner eh schon sehr großen Auffregung noch ein wenig Adrenalin hinzu als ich quer übers Hafengelände schoss um meine Boardkarten zu holen. Die Überfahrt wurde aber dennoch mit ein wenig Livemusik und Karaoke und jeder Menge Alkohol belohnt.

Bei Ankunft in Palermo wurde ich, auf dem Weg ins Hotel, mit einer völlig geänderten StVo konfrontiert. Gibt es da überhaupt so etwas? Was mir anfangs chaotisch oder besser noch anarchistisch erschien, stellte sich sich nach kurzer Fahrzeit als das Lustigste heraus was ich seit Jahren auf dem Motorrad erlebt habe. Einfach nur zu fahren wie man Lust hat, inkl. Drängeln , Schneiden, Quetschen, usw. und nie hat einer gemeckert oder gar gehupt.  Vor unserer Abreise las ich einen Artikel in dem Stand, das man sich auf den italienischen Verkehr einfach einlassen soll um dabei Spaß zu haben. Ich kann nur sagen: Recht so! Vorsicht ist jedoch vor dem teflonartigen Asphalt geboten. Ein bissel zu viel Gas und der Hinterreifen schert unfreiwillig aus!

Palermo selbst ist eine wunderschöne, aber baufällige Perle einer Stadt. Es ist schlimm zu sehen was ein korruptes Bauwesen so alles anstellen kann. Kleiner Tip am Rande! Wer nach Sizilien fährt sollte sich neben einem Reiseführer auch Cosa Nostra von John Dickie zu Gemüte führen um die Geschichte dieser Insel im Zusammenhang mit der Kriminalität besser zu verstehen. Apropo Verbrecher! Die Hotelrezeption quatierte uns nach Ankunft in ein schlechteres Zimmer ein, nachdem sie gesehen hatten das wir Motorradfahrer sind. Nett oder? Woher ich das wissen will!? Naja, wir bekamen erst ein Zimmer im oberen Stockwerk mit Balkon von einer Angestellten zugewiesen. Leider mußten wir noch etwas warten, da das Zimmer noch gereingt werden mußte. Als wir dann den Schlüssel bekamen landeten wir plötzlich im Suterrain inkl. Wasserfleck. Zufall? I think not! Daher bekommt dieser Laden 0 Sterne auf meiner Karte.

Am darauf folgenden Tag sahen wir die antiken Stätten von Segesta, die Salzfelder von Marsala und Erice, eine auf 800 m Höhe errichtete Stadt im Nord-Westen der Insel. Von hier aus hat man ein grandioses Panorama über die Salzfelder und den Rest der sizilianischen Landschaft. Am Abend schlugen wir unser Lager in San Vito io Capo auf und gönnten uns, wie anfangs schon erwähnt, einen Ruhetag!

Durch Corleone sind wir tags darauf leider nur durchgefahren. Als wir in das Zentrum kamen standen viele Männer herum und sahen uns an als würden wir bei irgendetwas stören. Keine Ahnung was es war, aber ich wollte es auch nicht unbedingt herausfinden. Um endlich freier agieren zu können entschieden wir uns an diesem Tag unseren Urlaub individueller zu gestalten und von der generalstabmäßigen Planung abzuweichen. Somit verbrachten wir die Nacht in einem der nettesten Hotels unserer Reise, in Agrigento. Von unserer Terrasse aus hatten wir einen tollen Blick auf das Valle dei Templi (Tal der Tempel), welches wir noch am gleichen Tag besichtigten.

Nach einem reichhaltigen italienischen Frühstück (Adresse des Hotels habe ich in der Karte oben hinterlegt), ging es für uns zur imposantesten und spannendsten Sehenswürdigkeit unserer Reise. Der Ätna. Schon von Weitem flößte mir dieser Berg einen höllischen Respekt ein. Nein keine Angst, nur Respekt. Wir suchten uns in Nikolosi ein Hotel und waren etwas überrascht, ähnelte doch die Straße einer Kleinstadt im Schwarzwald. Später stellten wir fest, das wirklich nur diese eine Straße danach aussah. Der Rest der Stadt ergab ein zerfallenes Grau in Grau, wie alle Städte auf dieser Insel. Unser Hotel (siehe Karte) sei auch hier jedem Reisenden zu empfehlen.

Wir gönnten uns einen Tag auf dem Vulkan, ersparten uns jedoch die rund 55.-€/p.P. bis zum Gipfel und begnügten uns mit den kleineren Kratern drumherum. Die Straßen welche hinauf auf den Vulkan führen sind in einem exquisiten Zustand. Kein Wunder denn schließlich werden sie regelmäßig von der Lava überschwemmt und müssen erneuert werden. Ähnlich wie bei unserer Fahrt durch Palermo, überkam mich ein Glücksgefühl wie als Kind. Ein ganz besonderes Erlebnis. Nachahmen empfohlen.

Nach gut einer Woche verließen wir Sizilien über die Straße von Messina in Richtung Kalabrien. Unser Weg führte uns am Golf von Tarent entlang nach Taranto und Alberobello in Apulien. Hier kann man Schlumpfhausen besuchen. Die Trulli sind kleine Rundhäuser die von Bauern im 17. Jahrhundert ohne Mörtel und Zement errichtet wurden. Ursprünglicher Grund für diese Bauweise war das Einsparen von Steuern durch den Grafen Giangirolamo II. Acquaviva d’Aragona. Sozusagen die erste Steueroase Europas.

Vorbei an Castel del Monte fuhren wir über die SS159 ab Baretta in Richtung Vieste. Dieser Abschnitt zählte rückblickend zu dem gefährlichsten unserer Reise. Wir hatten ständig wechselnde Winde die uns beinahe in den Seitengraben oder den Gegenverkehr drückten. Um nach Vieste zu gelangen fuhren wir über die Küstenstraße SP59 entlang die südlich am Nationalpark Gargano entlangführt. Kurvenreich und tolle Landschaft, sind die Stichworte die mir hierzu einfallen.

In Vieste selbst blieben wir 2 Tage, da ich meinen Geburtstag ungern auf einem Campingplatz im Nirgendwo verbringen wollte. Der Zufall wollte es, das an diesem Tag der örtliche Motorradclub von Gargano ein Treffen feierte und einige angereiste Biker in unserem Hotel abstiegen. In Freude auf Benzingespräche fuhren wir dann auch gleich Richtung Partystätte, wo bereits einige Bikes standen. Leider kam es nicht zu den erhofften Gesprächen von denen ich immer lese wenn reisende Motorradfahrer auf Bikerklubs treffen. Ganz zu schweigen von der Hilfsbereitschaft. Denn nicht mal als wir eine undefinierte Pfütze unter meiner KTM in der Garage vorfanden, erkundigten sich die Herrschaften nach dem Problem und fuhren stattdessen an uns vorbei. Ich habe wahrscheinlich nur den falschen Tag erwischt… grrr.

Als wir uns am 07. Juni 09 auf den Weg weiter Richtung Norden machten, war ich nicht traurig diese Ecke Italiens verlassen zu müssen. In den Abruzzen zeigte sich Italien plötzlich von einer völlig anderen Seite. Wir zelteten auf einem Campingplatz am Ortsrand von Barrea. Es ist eine kleine alte Stadt, gelegen an einem See, umfasst von den Bergen der Abruzzen. ‚Idyllisch‘ ist das Wort was diesen Ort wohl am besten umschreibt. Gut einen Monat vor unserer Ankunft, war diese Region von einem Erdbeben erschüttert worden und machte die Hauptstadt L’Aquila zu einem Trümmerfeld. Der Campingplatz sei hier noch als Geheimtip zu empfehlen. Absolute Ruhe und Frieden geführt von der Familie Pasetta, dessen Vater bereits auf dem K2 war. Leider konnten wir nur eine Nacht bleiben, aber ich bin froh, das wir dieses friedliche Fleckchen Erde erleben durften.

Über Avezzano, Rieti, Assisi ging es in den kommenden Tagen vorbei an wunderschönen Landschaften und Schafsherden zurück in Richtung Toskana, wo wir uns den Touristenmagneten San Gimignano ansehen wollten. Bereits auf dem Campingplatz machten wir Bekanntschaft mit einem Paar aus der Schweiz und einem aus Augsburg, mit denen wir die bereits erlebten Ereignisse in abendlichen Gesprächen teilen konnten. In San Gimignano, das aufgrund seiner Geschlechtertürme das Manhattan des Mittelalters genannt wird, versackten wir buchstäblich auf einem kleinen Hinterhof bei mehreren Gläsern Wein und Paninis mit Olivenpesto…Lecker..! Begleitet von melodischer Harfenmusik gingen wir unserer Lieblingsbeschäftigung nach. Essen, Trinken, Beobachten, Lästern und Amüsieren. Eigentlich das Beste was man in einem Italienurlaub machen kann wie ich rückblickend feststelle.

Next Stop: Padova

Wir mussten leider etwas Gas geben, da uns allmählich die Zeit davonrannte. Also beschlossen wir unsere zweite Autobahnfahrt zu unternehmen und über die A13 bis nach Padova durchzubrettern. Nach einem abendlichen Stadtrundgang inkl. Abendmahl lautete unser Fazit: Ok und weiter! Und so fuhren wir bereits am nächsten Tag in Richtung Venedig. Es war bereits bei Planung der Route klar, das die Besichtigung Venedig spontan beschlossen werden musste, da unklar war ob die Zeit ausreicht. Nun, sie hätte gereicht! Venedig hat jedoch ein großes Problem…Fehlende Parkplätze! Nach einem gefühlt 30 Minütigen Aufenthalt in der Nähe des Busbahnhofes und einer Szenerie die mir nicht mehr aus dem Kopf geht (ein Mann schob und ruckte an fremden Motorrollern herum um seinen Eigenen ausparken zu können), beschlossen wir, anstelle der Lagunenstadt die Dolomiten unsicher zu machen.

Es war Wochenende, es war schönes Wetter und es war unser letzter Urlaubstag als wir uns durch die Dolomiten in Richtung Bozen schlängelten. Das Mekka ansässigen Motorradgemeinschaft war an diesem Tage voll mit unserer Gattung. Wie wir von ein paar Münchener BMW Fahrern erfuhren, hatten die Bayern durch Fronleichnam ein verlängertes Wochenende. Dies erklärte, warum so viele von denen sich an diesem Tag dort tummelten. Aber wahrscheinlich ist es dort immer so voll, egal ob Feiertag oder nicht, hauptsache Wetter stimmt. Apropo Wetter! Bis auf einen kleinen Schauer auf Sizilien und einer Tröpfcheninfektion in den Abruzzen hatten wir auf unserer Reise keinen einzigen Tag Schlechtwetter.

Sind wir Sonnenkinder oder was!?

Ende

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Menschen mit viel Zeit können sich gerne das gesamte Fotoalbum hier ansehen:

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