Dekadentes Kontrastprogramm 

Gegen 8 geläutete mich mein Wecker aus der Remphase. Genüsslich zog ich mir dir Kleider über den Leib, natürlich erst nach einer ausgewogenen Duscheinheit unter meiner Regendusche und begab mich hinunter in den Speisesalon, wo mich auch eine nette ältere und wie ich vermute, stinkreiche Dame, herzlich Willkommen hieß. In einem gemütlichen Plausch bei Bacon, Eggs und Beans, ja ich hatte eine englisches Frühstück, vertraute sie mir auch den Grund ihres rigäischen Aufenthaltes an. Sie habe vor ein Erbgrundstück ihrer Familie zu veräußern, welches sich 80 km westlich von Riga befände…. DOPPELBINGO!!! Dennoch war sie eine wirklich nette Dame, der mein Erscheinungsbild so ziehmlich egal war (Crocs, dreckige Outdoorhose und Schlabbershirt). 

Im Anschluss begab ich mich zur Rezeption, wo auch bereits meine frisch gereinigte Bekleidung zur Übergabe bereit lag. 

Nach einer herzzerreißenden Verabschiedung meiner Rezeptionsdame, packte ich den Muli und zog Richtung Kolka von dannen. Unendlich lange Straßen welche zwischen dichten Mischwäldern verlaufen, ließen in mir eine tierische Langeweile aufkommen und ich konnte es kaum erwarten endlich in Kolka anzukommen und auf den Campingplatz zu fahren. 

Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung und dann wieder tritt das Gegenteil ein. Ich erhoffte mir von dem Platz, aufgrund seiner Toplage, einen top gepflegten, mit allen Schnickschnack ausgestatteten Campground. Was ich sah, war ein Acker mit Bretterbude ?. Also fuhr ich weiter Richtung Ventspils. Rund 40km weiter erreichte ich dann Mikeltornis. Hier gibt es einen Platz der meinen Ansprüchen genügen sollte. Restaurant, heisses Wasser, und Strand. Letzteres ist 250m entfernt, heißes  Wasser ist lau und nicht Trinkbar (da ungefiltert aus Brunnen) und das Restaurant macht erst im Juli auf. Darüber hinaus ist der Platz eine einzige Insektenplage. Mücken, Fliegen, Spinnen, Ameisen, etc. etc. ist man alles gewohnt und null problemo, aber wat hier abgeht habe ich noch nicht erlebt. 

Achja, da das Restaurant erst irgendwann eröffnet, war ich gezwungen, noch einmal 20km zurück zu fahren um mir was beim Tante Emma Laden zu kaufen.

Ich freu mich schon drauf, wenn ich wieder bei Aldi, Lidl, Rewe oder meinem Späti um die Ecke, schnell etwas kaufen kann ?. Großstadt ist auch etwas schönes!

Achja, der Strand ist von Arsch und nicht der Mühe wert um extra hierher zu fahren. Viel zu voll! Da waren ausser mir mindestens noch 3 andere. Dafür muss man nicht extra herfahren ?.

Pausentag

Heute keine Story oder Fotos. Ich mache Pause in Riga und guck mir in Ruhe alles an. 

Hier noch eine kleine Randbemerkung: Es heißt, das es in Riga lauter schöne Frauen gibt. Das ist wohl etwas überzogen. Wer aber darauf steht, Beine aller Art und Größe in teils viel zu dicken Perlonstrümpfen und Highheels zu sehen um die Besenreiter zu verdecken und sich bei dem Kopfsteinpflaster die Hacken zu brechen, dem sei diese Stadt ans Herz gelegt. Teils sieht man hier schon echt skurile Sachen rumlaufen, wo die pariser Modeszene das Kotzen bekommen würde.

4 Sterne

Nach einer herzlichen Verabschiedung von meinen litauischen Nachbarn, düste ich nordwärts Richtung Riga. Naja, erstmal düste ich nicht, sondern befand mich auf einer Schotterstrasse mit teils üblen Fahrrinnen und tiefem Schotter der sich fährt, wie Sand. Mit ein paar beherzten Gasstössen, kam ich aber dennoch gut voran und schon bald befand ich mich wieder auf Asphalt.

Hinter der littauischen Grenze wurden die Straßen etwas ruppiger. Man hatte es sich gespart die gesamte Straße zu erneuern und lediglich die alten Schlaglöcher zugestopft. Also eigentlich genauso wie in meiner Heimatstadt Berlin, nur das hier kaum noch der Originalasphalt existent war.

Landschaftlich wurde es wieder etwas waldiger. Schon interessant wie sich Landschaften mit den Grenzübergängen verändern können. In Riga angekommen, begann wieder einmal die Suche nach der Unterkunft. Booking.com sollte helfen, gab aber nur schwammige Informationen, bzgl. der Parkplätze Auskunft. Also fuhr ich einige attraktive Hotels an, um die Situation vor Ort einzuschätzen. Fündig wurde ich dann in dem 4 Sterne Hotel Radi Draugi, in dem ich herzlich aufgenommen wurde. Ein Doppelzimmer mit Regendusche, Flatscreen und Wäscheservice sollte mein Zuhause für die nächsten zwei Nächte sein. Inklusive Frühstück für 70€/Nacht + 15€ Parkgebühr. Die Zivilisation hatte mich wieder.

Nach ausgiebiger Dusche, erkundete ich die Altstadt, welche mich an Düsseldorf erinnerte. Jede Menge Kneipen und Junggesellenabschiede mit besoffen verkleideten Männern, vermittelten ein mir vertrautes Bild der nordrhein-westfälischen Hauptstadt. Ich entfloh etwas dem bunten Treiben an den Rand der Altstadt und fand ein kleines Restaurant in der Nähe der deutschen Botschaft. Hier wurde die Luxuseinlage gleichmal fortgeführt. Mein Kellner übte seine Tätigkeit mittels weißer Handschuhe aus und klärte mich bei Reichung der exquisiten Speisen, darüber auf, was ich da eigentlich bestellt hatte (Lammfilet an Mousse mit BlaBlaBla). Der Kracher war dann die Creme Brulet als Abschluss meines bojuaren Lebensstil. Yammi!!

Abends kostete ich das deutsche Fernsehprogramm in meinem Zimmer aus. Schließlich will man ja auch etwas für sein Geld haben, wenn man in einem Sternehotel ist.

Glück gehabt

Der Tag fing ja so gut an. Aufstehen, gemütlich frühstücken, aufsatteln und losfahren. Es ging durch die seichte Hügellandschaft der Masuren immer Kurs Nord-Ost Richtung Litauen.

Ab der Grenze änderte sich schlagartig das Landschaftsbild. Aus Hügeln wurde eine Ebene und aus baumgesäumten Allen eine Autobahn gefüllt mit LKW’s, die einem jedesmal durchgerüttelt haben wenn sie an einem vorbeifuhren. Ortschaften waren bis Kaunas Fehlanzeige. Hinter Kaunas bog ich auf die A6 Richtung Vilnius ab. In der Nähe von Anyksiai, wollte ich einen Campingplatz finden, den ich mir am Vortag per Galileo App rausgesucht hatte. Dies ging aber aufgrund fehlender Hinweisschilder in die Hose. An einer Tankstelle in besagter Stadt, versuchte ich per Kontaktaufnahme an Infos zu kommen, aber war aufgrund von Verständigungsproblemen nicht erfolgreich. Dann sah ich ein Schild mit der Aufschrift „Tourist Information „. Ich ging in das kleine Häuschen und wurde prompt mit Infos zur Umgebung und Verfügbarer Campingplätze gefüttert und fuhr in Richtung des nahegelegenen Sees (der größte in der Gegend). Dort wo angeblich 2 der Campingplätze sein sollten, war aber nichts. Kein Schild und kein Hinweis. Genervt fuhr ich weiter und kam zu einer Holzstatue an einer Kreuzung. In der Hoffnung, das dies vielleicht einen Campingplatz markiert, fuhr ich die Schotterstrasse rein und stand in einer Art Ferienanlage. Wieder sprach ich eine Frau an, die aber nur abwinkte. Netterweise kam ihr Mann um zwischen mir und dem Eigentümer des Geländes zu vermitteln. Er bot mir an, das ich mein Zelt aufschlagen könne und zeigte mir einen Platz zwischen zwei Holzhütten. Da aber eine der Hütten frei war lies ich wieder übersetzen und fragte was so eine Hütte kosten würde. Schwupps habe ich eine Hütte am See für 15€. Was will man mehr. ?

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Wo ist Blondie?

Gegen 6 war die Nacht für mich vorbei, aber dafür habe ich endlich mal durchschlafen können, ohne Unterbrechung. Eigentlich sollte mein Weg durch die City von Malbork führen, aber keine 500m von meinem Startort, befand ich mich in einem dicken Stau. Da es keinen Meter vorwärts ging, fütterte ich umgehend mein Navi mit neuen Informationen und machte die Wende. Es ging für mich über kleine Landstrassen Richtung Elblag deren Zustand meinen Erwartungen eher entsprach. Unterwegs sprang meine Tankwarnung an und wie es so ist, überkam mich ein unwohles Gefühl, obwohl ich noch Sprit für 90km hatte (laut Anzeige). Trotzdem fühlt es sich immer komisch an auf diese kleine nervige Leuchte zu gucken. An einer Tanke in Elblag bekam Fritz dann endlich sein ersehntes Futter und ich ebenfalls. Geht doch nichts über ein leckeres Sandwich auf einer Tankstelle. Der Typ hat es mir sogar noch warm gemacht, damit der Käse schön zerläuft. Lecker!

Ich fuhr weiter in Richtung Ketrzyn, wo einst der Führer sein Sommerhaus zu stehen hatte. Die Wolfsschanze. Bepackt mit meinen Habseligkeiten ignorierte ich das Männlein am Eingangstor und donnerte durch die Einfahrt, da es hier ein Hotel und einen Campingplatz geben sollte. Im Rückspiegel sah ich dann, das mich etwas Offizielles verfolgte und hielt vorsichtshalber an. Nach kurzer Aufklärung, was ich denn suche und er mir den Weg zeigte, lies er mich gewähren. Das Hotel machte auf mich den gleichen Eindruck, wie die Ruinen, die mich dort erwarten sollten. Ich wollte mir die Bunker ja nur ansehen, aber doch nicht gleich einziehen! Der Campingplatz war lediglich ein Acker in direkter Nachbarschaft zum Parkplatz.

Ich lies es dann mal sein und fuhr ca. 1km zurück. Dort war ein Werbeschild für ein Hotel am See an dem ich vorbeifuhr. Siehe da, die hatten sogar ein nettes kleines Zimmer frei.

Abgepackt und befreit von meiner Last ging es wieder zurück zur Wolfsschanze, diesmal mit Eintritt 15 Zlotty + 5 für’s Parken, ist ok = ca. 5€. Auf eine geführte Privattour für 70 Zlotty habe ich verzichtet und sah mir das Gelände in Ruhe an. Am Ende hätte ich mir aber vielleicht doch jemanden nehmen sollen der mir erklärt auf was für einen Betonhaufen ich da eigentlich starre. Leider vermisste ich ein paar Informationstafeln o.ä., aber dann wären wohl die Guides etwas überflüssig gewesen. Schade ist auch, das es kein Museum gibt. Ich gehöre zwar der Generation an, die in Geschichte mit dem 3. Reich gefoltert worden sind, aber interessiert hätten mich dann doch einige Dinge. Wenigstens git es ein Schild gegenüber der Gebäuderuine, wo Graf von Stauffenberg das gescheiterte Attentat auf Hitler durchführte. Na, wenigstens etwas!

Im Anschluss ging es zurück zum Hotel, wo mich eine warme Dusche und ein Zanderfilet erwartete. Super lecker!

PS: Ich hatte letzte Nacht einen Bettnachbarn im Zelt: