Dekadenz pur

Die Nacht in meiner provisorischen Behausung war unerwartet gut und die ersten Sonnenstrahlen und die dadurch entstehende Wärme, sorgten für ein angenehmes Erwachen. Gut gelaunt schlüpfte ich also aus meinem Zelt und wurde desgleichen von Moskitos attackiert und von Fliegen belagert. Wie in Zeitraffer habe ich alles zusammengepackt und fluchtartig den Platz verlassen. Ich wollte nur noch weg.

Bevor ich fuhr, verabschiedete ich mich von meinen berliner Nachbarn. Wie sich am Vortag noch herausstellte, arbeitete er jahrelang als Polizist dort, wo ich wohne. Schon witzig, das man sich dann hier trifft.

Ich fuhr Richtung Süden nach Ventspils, bog jedoch ein paar Kilometer nach Verlassen des Campings rechts ab, um mir ein Radioteleskop der damaligen Sovietarmee anzusehen. Leider war das Tor an der Zufahrt verschlossen und so konnte ich mir das Teil nur aus der Ferne angucken. Schade, aber war ok. Zumal es sich plötzlich bewegt hat. 


Durch Ventspils bin ich im Anschluss dann nur durchgefahren, da mir die Stadt nicht sonderlich zusagte. Nach mehreren Kilometern Schotterpiste und einem Tankstopp kam ich nach Liepaja und sah mich nach einem Hotel um. Ich fand ein nettes kleines Hotel direkt am Hafen in der Nähe des Zentrums. Als ich den Empfang betrat und auf die Rezetuon zuging war mir bereits klar, das es sich hierbei um keine Standartherberge handelt und plötzlich sah ich es: 5 Sterne!

Schluck?
Ich: Hello! Do you have a room for one person?

Rezeptionsdame: I will check….. Yes we have! For how long time?

Ich: Two! How much is it?

Rezeptionsdame: 78€ per night. You want it?

Ich: …. why not? Check in! ?

Und so kam ich in den Genuss einer Luxusherberge mit allem Komfort. Hier gibt’s sogar Radio auf dem Klo. I love it!

Nach einer Runde am Strand und durch die Stadt, welche jetzt nicht unbedingt der Kracher ist, aber über teilweise sehr schöne Architektur und eine bewegte Geschichte hat, kehrte ich auf mein Zimmer zurück und wurde prompt durch ein Klopfen an der Tür gestört. Es war die Security des Hauses, welche mich darum bat, mein Bike umzuparken. Grund hierfür war, das man es nicht auf den Kameras sehen konnte um es zu bewachen. Wie cool ist das denn? Natürlich habe ich dem Wunsch des Wachtmeisters folge geleistet, damit es Fritz schön sicher hat.?

Und so ging der Tag zu Ende!



Dekadentes Kontrastprogramm 

Gegen 8 geläutete mich mein Wecker aus der Remphase. Genüsslich zog ich mir dir Kleider über den Leib, natürlich erst nach einer ausgewogenen Duscheinheit unter meiner Regendusche und begab mich hinunter in den Speisesalon, wo mich auch eine nette ältere und wie ich vermute, stinkreiche Dame, herzlich Willkommen hieß. In einem gemütlichen Plausch bei Bacon, Eggs und Beans, ja ich hatte eine englisches Frühstück, vertraute sie mir auch den Grund ihres rigäischen Aufenthaltes an. Sie habe vor ein Erbgrundstück ihrer Familie zu veräußern, welches sich 80 km westlich von Riga befände…. DOPPELBINGO!!! Dennoch war sie eine wirklich nette Dame, der mein Erscheinungsbild so ziehmlich egal war (Crocs, dreckige Outdoorhose und Schlabbershirt). 

Im Anschluss begab ich mich zur Rezeption, wo auch bereits meine frisch gereinigte Bekleidung zur Übergabe bereit lag. 

Nach einer herzzerreißenden Verabschiedung meiner Rezeptionsdame, packte ich den Muli und zog Richtung Kolka von dannen. Unendlich lange Straßen welche zwischen dichten Mischwäldern verlaufen, ließen in mir eine tierische Langeweile aufkommen und ich konnte es kaum erwarten endlich in Kolka anzukommen und auf den Campingplatz zu fahren. 

Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung und dann wieder tritt das Gegenteil ein. Ich erhoffte mir von dem Platz, aufgrund seiner Toplage, einen top gepflegten, mit allen Schnickschnack ausgestatteten Campground. Was ich sah, war ein Acker mit Bretterbude ?. Also fuhr ich weiter Richtung Ventspils. Rund 40km weiter erreichte ich dann Mikeltornis. Hier gibt es einen Platz der meinen Ansprüchen genügen sollte. Restaurant, heisses Wasser, und Strand. Letzteres ist 250m entfernt, heißes  Wasser ist lau und nicht Trinkbar (da ungefiltert aus Brunnen) und das Restaurant macht erst im Juli auf. Darüber hinaus ist der Platz eine einzige Insektenplage. Mücken, Fliegen, Spinnen, Ameisen, etc. etc. ist man alles gewohnt und null problemo, aber wat hier abgeht habe ich noch nicht erlebt. 

Achja, da das Restaurant erst irgendwann eröffnet, war ich gezwungen, noch einmal 20km zurück zu fahren um mir was beim Tante Emma Laden zu kaufen.

Ich freu mich schon drauf, wenn ich wieder bei Aldi, Lidl, Rewe oder meinem Späti um die Ecke, schnell etwas kaufen kann ?. Großstadt ist auch etwas schönes!

Achja, der Strand ist von Arsch und nicht der Mühe wert um extra hierher zu fahren. Viel zu voll! Da waren ausser mir mindestens noch 3 andere. Dafür muss man nicht extra herfahren ?.

Pausentag

Heute keine Story oder Fotos. Ich mache Pause in Riga und guck mir in Ruhe alles an. 

Hier noch eine kleine Randbemerkung: Es heißt, das es in Riga lauter schöne Frauen gibt. Das ist wohl etwas überzogen. Wer aber darauf steht, Beine aller Art und Größe in teils viel zu dicken Perlonstrümpfen und Highheels zu sehen um die Besenreiter zu verdecken und sich bei dem Kopfsteinpflaster die Hacken zu brechen, dem sei diese Stadt ans Herz gelegt. Teils sieht man hier schon echt skurile Sachen rumlaufen, wo die pariser Modeszene das Kotzen bekommen würde.

4 Sterne

Nach einer herzlichen Verabschiedung von meinen litauischen Nachbarn, düste ich nordwärts Richtung Riga. Naja, erstmal düste ich nicht, sondern befand mich auf einer Schotterstrasse mit teils üblen Fahrrinnen und tiefem Schotter der sich fährt, wie Sand. Mit ein paar beherzten Gasstössen, kam ich aber dennoch gut voran und schon bald befand ich mich wieder auf Asphalt.

Hinter der littauischen Grenze wurden die Straßen etwas ruppiger. Man hatte es sich gespart die gesamte Straße zu erneuern und lediglich die alten Schlaglöcher zugestopft. Also eigentlich genauso wie in meiner Heimatstadt Berlin, nur das hier kaum noch der Originalasphalt existent war.

Landschaftlich wurde es wieder etwas waldiger. Schon interessant wie sich Landschaften mit den Grenzübergängen verändern können. In Riga angekommen, begann wieder einmal die Suche nach der Unterkunft. Booking.com sollte helfen, gab aber nur schwammige Informationen, bzgl. der Parkplätze Auskunft. Also fuhr ich einige attraktive Hotels an, um die Situation vor Ort einzuschätzen. Fündig wurde ich dann in dem 4 Sterne Hotel Radi Draugi, in dem ich herzlich aufgenommen wurde. Ein Doppelzimmer mit Regendusche, Flatscreen und Wäscheservice sollte mein Zuhause für die nächsten zwei Nächte sein. Inklusive Frühstück für 70€/Nacht + 15€ Parkgebühr. Die Zivilisation hatte mich wieder.

Nach ausgiebiger Dusche, erkundete ich die Altstadt, welche mich an Düsseldorf erinnerte. Jede Menge Kneipen und Junggesellenabschiede mit besoffen verkleideten Männern, vermittelten ein mir vertrautes Bild der nordrhein-westfälischen Hauptstadt. Ich entfloh etwas dem bunten Treiben an den Rand der Altstadt und fand ein kleines Restaurant in der Nähe der deutschen Botschaft. Hier wurde die Luxuseinlage gleichmal fortgeführt. Mein Kellner übte seine Tätigkeit mittels weißer Handschuhe aus und klärte mich bei Reichung der exquisiten Speisen, darüber auf, was ich da eigentlich bestellt hatte (Lammfilet an Mousse mit BlaBlaBla). Der Kracher war dann die Creme Brulet als Abschluss meines bojuaren Lebensstil. Yammi!!

Abends kostete ich das deutsche Fernsehprogramm in meinem Zimmer aus. Schließlich will man ja auch etwas für sein Geld haben, wenn man in einem Sternehotel ist.

Glück gehabt

Der Tag fing ja so gut an. Aufstehen, gemütlich frühstücken, aufsatteln und losfahren. Es ging durch die seichte Hügellandschaft der Masuren immer Kurs Nord-Ost Richtung Litauen.

Ab der Grenze änderte sich schlagartig das Landschaftsbild. Aus Hügeln wurde eine Ebene und aus baumgesäumten Allen eine Autobahn gefüllt mit LKW’s, die einem jedesmal durchgerüttelt haben wenn sie an einem vorbeifuhren. Ortschaften waren bis Kaunas Fehlanzeige. Hinter Kaunas bog ich auf die A6 Richtung Vilnius ab. In der Nähe von Anyksiai, wollte ich einen Campingplatz finden, den ich mir am Vortag per Galileo App rausgesucht hatte. Dies ging aber aufgrund fehlender Hinweisschilder in die Hose. An einer Tankstelle in besagter Stadt, versuchte ich per Kontaktaufnahme an Infos zu kommen, aber war aufgrund von Verständigungsproblemen nicht erfolgreich. Dann sah ich ein Schild mit der Aufschrift „Tourist Information „. Ich ging in das kleine Häuschen und wurde prompt mit Infos zur Umgebung und Verfügbarer Campingplätze gefüttert und fuhr in Richtung des nahegelegenen Sees (der größte in der Gegend). Dort wo angeblich 2 der Campingplätze sein sollten, war aber nichts. Kein Schild und kein Hinweis. Genervt fuhr ich weiter und kam zu einer Holzstatue an einer Kreuzung. In der Hoffnung, das dies vielleicht einen Campingplatz markiert, fuhr ich die Schotterstrasse rein und stand in einer Art Ferienanlage. Wieder sprach ich eine Frau an, die aber nur abwinkte. Netterweise kam ihr Mann um zwischen mir und dem Eigentümer des Geländes zu vermitteln. Er bot mir an, das ich mein Zelt aufschlagen könne und zeigte mir einen Platz zwischen zwei Holzhütten. Da aber eine der Hütten frei war lies ich wieder übersetzen und fragte was so eine Hütte kosten würde. Schwupps habe ich eine Hütte am See für 15€. Was will man mehr. ?

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